68000 Taler und ein Blitzschlag
Ferdinand I. starb im Jahre 1564. Ruhe und Frieden herzustellen war ihm nicht gelungen. Unter seinem Nachfolger Maximilian II. , dessen evangelische Neigung bekannt war, wagte Zittau einen kühnen Vorstoß. Das Streben der Stadt galt dem Besitz des Berges Oybin und der umliegenden Güter. Unterstützt wurde dieses Zittauer Streben durch die ständige Geldnot, unter der Maximilian II. litt und die überhaupt ein Merkmal aller damaligen Herrscherhäuser war. Zwar erhoben die Jesuiten ein großes Geschrei und der allgewaltige Bischof zu Wien wetterte:
"... es sei des Ortes gewisser Untergang und niemand könne mit ruhigem Gewissen den Oybin den Feinden der Religion übergeben..."
Doch Zittau erreichte sein Ziel. Die Verhandlungen waren langwierig und zäh; Zittau wollte den ganzen Besitz erblich kaufen, nicht mehr länger Pächter sein. Es kam der Tag, an dem königliche Hofkommissare gemeinsam mit der Stadt den Wert des Gesamtbesitzes abschätzten. Die Güter wurden mit 68000 Talern bewertet, Berg und Wälder mit 23000 Talern. Nach langen Auseinandersetzungen einigte man sich auf einen Gesamtkaufpreis von 68000 Talern und nach einigem Hin und Her traf der lang ersehnte Kaufbrief, datiert vom 17. November 1574 in Zittau ein.
Nur drei Jahre sollte sich die Stadt Zittau des Besitzes der Bauten auf dem Oybin erfreuen. Was Menschenkräfte nicht zuwege gebracht hatten, dass gelang den Naturgewalten. Während eines Gewitters, dass am 24. März 1577 tobte, schlug der Blitz in die Klosterkirche ein. Er entfachte ein Feuer, das schnell um sich griff und da keine Hilfe in die menschenleere Gegend gebracht werden konnte, den ganzen Berg erfasste. Nach alten Berichten soll sich die Feuersbrunst erst nach zwei Wochen ausgetobt haben.
Alle Gebäude brannten bis auf die Grundmauern nieder.
Ein Chronist berichtet über diesen Brand:
"... item, kunnten sie uns nit verhalten, dass das Wetter in den Turm, darinnen eine große Anzahl Pulfer gewest geschlachern, und weiln sich jedermenniglich damit nit etwan das Feuer an das Pulfer khomben, die Gemeyer alle zerstoßen, und die anwesenden leutte nit in Rauch aufgehen sollten, befahrent, sey es unmuglich gewest einige Rettung zuthun..."
Zittau brachte nach diesem Brand für den Berg, der seit Lossows Zeiten ein Sorgenkind war, verständlicherweise kein Interesse mehr auf; die Wiederaufbaukosten wären zu hoch gewesen.
Erwähnt sei an dieser Stelle noch, dass das Dorf Oybin etwa um das Jahr 1546 entstanden sein dürfte. Genauere historische Unterlagen hierüber sind nicht zu finden. Aus alten Chroniken lässt sich noch der Bau des ersten Schulgebäudes im Jahre 1670 herauslesen.
Im übrigen folgte dem verheerenden Blitzschlag eine Episode 200jähriger Vergessenheit des Dorfes und des Berges, die von wenigen Ereignissen unterbrochen wird.
(Quelle: "Geschichte des Berges und des Ortes Oybin")